Scofield Bibel

Beispiele aus Joh 16,12 und Jesaja 53,4:

Joh 16,12 möchte ich zunächst zitieren: 12.Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 13.Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten...

Anmerkung der Scofield-Bibel: "Beachte, daß Christus die Schriften des N.T. im voraus als authentisch erklärt: (1) Er betont ausdrücklich, daß Er <<viele Dinge>> unenthüllt zurückläßt (V.12). (2) Er verspricht, daß diese Offenbarung vollendet werden wird, nachdem der Geist gekommen  sein wird (V.13, wörtl. <<Er leitet euch in alle Wahrheit>>). (3) Er hat im voraus die Elemente der Offenbarung des N.T. genau vorgezeichnet:...     (5) Er gab ihren Worten, wenn sie für ihn im Geist reden würden, genau dieselbe Autorität, wie sie Seine eigenen Worte besitzen (Textstellen)...(7)...Menschen...außerhalb der ursrünglichen apostolischen Schar... (z.B. Markus und Lukas) wird durch die Tatsache erklärt, daß in der ersten Gemeinde <<Propheten>> waren..."

Anfrage: Wo eigentlich wird hier von Schriften geredet, da das Kommen des Hl.Geistes Thema ist? Dass Christus die Schriften des NT für authentisch erkärt, wo wird das entnommen? Wer sagt, dass  Propheten auf die erste Gemeinde beschränkt sind? Das sind einige Fragen, deren  seriöse Beantwortung den obenstehenden Auszug hinfällig macht. Es genügt bei dieser Bibel einfach ein Empfinden für Wahrheit, um sie abzulehnen. Der Zustand der eigenen Situation wird hier zum Maß gemacht. Wenn es in der eigenen Gemeinde keine Propheten gibt, kann es die nur in der ersten Gemeinde gegeben haben. Ob Paulus das 1.Kor.14 meinte, kann man ja einmal nachlesen.

 

Eine weitere Stelle, an der ich persönlich sehr empfindlich bin, möchte ich zitieren:

Jesaja 53,4 (nach Luther): Fürwahr, er trug unsre Krankheiten und lud auf sich unsre Schmerzen. Kommentar: „Weil Matthäus diese Stelle anführt und sie auf körperliche Krankheit bezieht (vgl. Mt.8,17 im Zusammenhang), wurde von manchen Auslegern gefolgert, dass Krankheit ebenso wie Sünde in den sühnenden Tod Christi eingeschlossen wäre. Aber Matthäus sagt, dass der Herr den ersten Teil von Jes.53,4 in dem heilenden Amt Seines Dienstes auf Erden erfüllte. Matthäus 8,17 erwähnt nicht den sühnenden Tod Christi für die Sünde. Der Herr nahm die Krankheit der Menschen hinweg, indem Er sie heilte. Er starb für unsere Sünden, nicht für unsere Krankheiten; denn körperliche Krankheit an sich ist keine Sünde; sie ist nur eine der Auswirkungen der Sünde. Also prophezeit Jes.53,5-6, daß Christus unsere Sünden an das Kreuz tragen würde (vgl.1.Petr.2,24-25). Sein Tod war stellvertretend und sühnend".

Mein Versuch, auf diese Sammlung von Behauptungen zu reagieren:

Diese Logik ist mir einfach nicht nachvollziehbar. Es wird eine Unterscheidung an Jesaja 53 herangetragen (Sünde/Krankheit), die der Text nicht macht. Dann folgt eine Behauptung eben dieser Unterscheidung („Er starb für unsere Sünden, nicht für unsere Krankheit“), die auch durch keinen Text belegt wird. Der folgende Satz wird mit einem konditionalen „denn“ angefügt, ohne dass überhaupt ein logischer Anschluss vorliegt. So entsteht eine zusammengesetzte Behauptung aus nacktem Unglauben ohne jeden Beleg. Solche Menschen sollten sich nicht über Dinge äußern, die sie noch nicht einmal im Ansatz verstehen, um andere Menschen nicht um das Evangelium zu betrügen.

Da ich diese Stelle besonders liebe, möchte ich mit Ironie antworten. Wenn der Tod Christi für uns heute keine Heilung einschließt, sollte man versuchsweise zum Judentum übertreten. Die Tora wird dort noch wertgeschätzt, vielleicht ist ein Name Jahwes noch gültig: „Jahwe, dein Arzt“ (2.Mose 15,26). Wenn dort auch entsprechende Ausleger diesen Namen absprechen..., -möglicherweise hilft noch der Irrtum des Petrus in Apg.9,37. Er sagt doch tatsächlich zu Äneas: Jesus Christus macht dich gesund. Er muss doch einfach verdrängt haben, dass Jesus gekreuzigt wurde! Oder er ist zu bescheiden, die Gabe deutlicher hervorzuheben, die Christus ihm als Apostel gegeben hat. Das war auch die Zeit, als man beweisen musste, dass man heilen kann. Heute müssen wir das nicht mehr, denn wir haben ja die Bibel. Zwar gibt es in den Gemeinden, in denen viel in der Scofield-Bibel gelesen wird, i.d.R. keine Geheilten, aber lauter Errettete. Das hat zwar keine Auswirkungen, die man jetzt schon sehen kann, aber wir leben im Glauben, nicht im Schauen. Schließlich kann man die Bibel fast auswendig, nur im Herzen ist Jesus leider nicht.

Eine Bibelerläuterung, die allen Ernstes ihren Lesern zumutet, aus einem Kreis eine Kugel zu machen (Jesaja 40,22), macht Gott lächerlich. Echte Frömmigkeit und Dummheit sind nicht dasselbe, sondern Gegner.

Schnabel: "Inspiration"

Schnabel, Eckhard: Inspiration und Offenbarung: die Lehre vom Ursprung und Wesen der Bibel. 2. Aufl.Wuppertal 1997(=1986).

Bestreiten möchte ich einige zentrale Textstellen. Aus der „Inspiration“(Ausdruck aus 2.Tim.3,16) folgert Schnabel S.148: „Die Schrift sagt, was Gott sagt. Diese Identität von Schrift und Wort Gottes wird im biblischen Zeugnis wiederholt klar herausgestellt, wie wir oben gesehen haben.“ Auf S.165 wird sogar behauptet: „Da Gott die Verantwortung für die Worte der biblischen Schriften übernommen hat, müßten Fehler im Original Gott selbst angelastet werden; Irrtümer in den Kopien sind jedoch die alleinige Verantwortung der Kopisten.“ Die 3.Stelle hängt damit zusammen (S.167): „Das an erster Stelle zu nennende Ergebnis der Inspiration ist die Autorität der Heiligen Schrift.“ Zitiert wird nun die „Chicago-Erklärung(Artikel I)“: „Wir bejahen, daß die Heilige Schrift als autoritatives Wort Gottes anzunehmen ist…“ Weiter wird ausgeführt (Schnabel), dass „die Autorität der Schrift von der Frage der Inspiration abhängt“. Eigentlich ist das ganze Buch (über 250S.) eine Auslegung dieses einen Verses (2.Tim.3,16), es ist die „markanteste Aussage über die Inspiration der Heiligen Schrift“(S.117). Schnabel macht keinen Versuch, „alle Schrift“ näher zu bestimmen. Vorher wird zum AT bemerkt: „Der Unterschied zwischen der göttlichen Eingebung, die zum Reden befähigt, und der Eingebung, die zum Schreiben befähigt, ist sicherlich gering“(S.116). Leider vermag er zur göttlichen Eingebung zum Schreiben keinen Beleg anzuführen, er ist schon mit Behauptungen zufrieden; es geschieht keinerlei seriöse Überprüfung. Da die Briefe im Corpus Paulinum allesamt eine Anschrift des Adressaten und einen Schlussgruß haben, sind sie doch wohl das, was sie vorgeben zu sein: in eine bestimmte Situation hinein wird ein Brief geschrieben, genau wie wir das heute tun. Die Identität von Schrift und Wort Gottes ist nirgendwo belegt, auch in seinem gesamten Buch habe ich keinen Beleg „gesehen“; das Wort Gottes wurde Fleisch (Joh.1,14), nicht Schrift. Für die Dummheiten sind auch in der Bibel die Schreiber selbst verantwortlich. Gott hat dafür jedenfalls nirgendwo die Verantwortung übernommen. Falls das wie ein plumper Widerspruch klingt – mehr geben seine „Belege“ nicht her. Die sog. „Chicago-Erklärung“ stellt die „Irrtumslosigkeit der Bibel“ heraus. Dazu ist jedes Wort überflüssig. Ein Fundamentalistenbuch, eben auch nur Fundamentalisten zumutbar.